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Später Wintereinbruch, Verkehrschaos und erhöhte Lawinengefahr!

Nach dem späten ersten Schneefall im letzten Winter (6./7. Jänner), dem eisigen Jänner und dem Turbofrühling im März schlägt dieses letzte Wettereignis wieder ein neues Kapitel in den Rekordbüchern auf.
Der späte Wintereinbruch nach Ostern mit teilweise mehr als einem Meter Schnee im Gebirge und massiven Schneeverwehungen im Flach- und Hügelland hat dementsprechend für Probleme gesorgt.

Fast schon weihnachtlich ... 20. April 2017 in Mariazell (Quelle: bergfex.at)

Teile der Westautobahn (A1) und der Außenringautobahn (A21) mussten am Mittwoch (19.) für Stunden gesperrt werden - Lenker mussten teils stundenlang die kalte Nacht auf Donnerstag in ihren Fahrzeugen verbringen. Zum Höhepunkt der Schneefälle waren bis zu 25.000 Haushalte ohne Strom (Schneebruch).

In Mariazell fielen bis zum Donnerstagmorgen (20.) 70 cm Neuschnee. Rekord! Auch die Schneemengen in Lunz am See fallen in die Rekordkategorie. Laut ZAMG lagen am "Donnerstag in der Früh 86 Zentimeter Schnee. Das gab es hier in der zweiten Aprilhälfte seit Messbeginn im Jahr 1896 noch nie. Der Rekord für den gesamten April liegt in Lunz bei 170 Zentimeter am 1. April 1944."




Mariazell am Nachmittag des 20. April 2017 (Quelle: http://www.mariazellerland-blog.at/)

Über einen Meter Neuschnee gab es auch am Ötscher (Quelle: bergfex)


Entsprechend wirkten sich die Neuschneemassen auch auf die Lawinengefahr aus (Quelle: LWD Niederösterreich)


Daten des LWD Niederösterreich




Obst- und Weinbauern müssen indessen weiter bangen: Sie sind derzeit im Dauereinsatz, um die schlimmsten Folgen der Minustemperaturen abzuwehren. Der Frost ist vor allem in Kombination mit Sonnenschein untertags eine Gefahr für die Blüten und jungen Triebe. Es sind jedenfalls wieder Ernteausfälle zu befürchten - in welchem Ausmaß wird man wahrscheinlich erst in den kommenden Tagen abschätzen können.

Ausgewöhnlich kalter Tag

Die polare Kaltluft hatte weite Teile Österreichs im Griff, regional war es der kälteste Apriltag (zweite Aprilhälfte) seit 1980 bzw. überhaupt (St.Pölten, Wien, Eisenstadt) bei Höchstwerten zwischen 1 und 7 Grad. In den Höhenkartenkarten (Analyse GFS) sieht man für die Mittagszeit ansatzweise die extrem kalte Luft, -18 Grad waren es beispielsweise auf 3.000 m Höhe.
In der Kombination mit dem Feuchtegehalt der Luft stellt die Äquivalentpotientelle Temperatur ein Maß für die Schneefallgrenze dar. 12 Grad bedeutet Meeresniveau, 18 Grad 500 m und 24 Grad 1.000 m (beide Grafiken haben als Quelle ertel2.uibk.ac.at).



Alles andere als normal: Der kälteste diesen Monat war der 19. April, gebietsweise der kälteste Tag in der zweiten Aprilhälfte seit Messbeginn (Wien, St. Pölten, Eisenstadt) oder seit 37 Jahren (Linz). Die Spartacus-Berechnung der ZAMG hat eine Abweichung von -7,3 Grad zum Klimamittel 1981-2010 berechnet ... (Quelle: ZAMG)

Aktualisiert am 22.4.2017 23:37

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