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Extremer Frost: Hoffen und Bangen bei den Obstbauern und Winzern

Tief verschneite Berge und die grünen Täler als Kontrast. Von den aktuell 150 cm auf der Seegrube ist die Hälfte innerhalb von drei Tagen (17., 18. und 19.4.) gefallen. Bis ca. 1.200 m herunter ist es weiß (Foto: alpen.wetter)
Unten im Tal surren die Rasenmäher der Innsbrucker Stadtgärtner, der Flieder blüht und die Vögel begrüßen den strahlenden Sonnenschein mit lautstarkem Gezwitscher. Doch der Schein trügt, etwas ist verkehrt an der Frühlingsidylle. Oben am Berg glitzern die frisch verschneiten Nordkettengipfel und die Temperaturen bewegen sich sowohl im Tal als auch am Berg im Minusbereich. Oft sogar im klar zweistelligen. Auf bis zu -20 Grad sind die Temperaturen in den vergletscherten Gebieten gesunken, starken Frost gab es aber auch in den bewohnten Gebieten (siehe Tabelle).
Die winterlich anmutende Nordkette mit der Rumer Spitze im Hintergrund, vorne der Inn und die markante Brücke der Hungerburgbahn (Foto: alpen.wetter)
Im Raum Innsbruck gab es Tiefstwerte zwischen -4 und -3 Grad, der absolute Minusrekord für den gesamten April liegt nach wie vor bei -7,1 Grad (8.4.2003).
Wenn man sich aber die Rekorde für die zweite Aprilhälfte ansieht, schaut das ein wenig anders aus. In Innsbruck, Seefeld und am Brunnenkogel war es in der zweiten Aprilhälfte noch nie so kalt wie in der letzten Nacht (Quelle: wetterblog.at).

Tiefstwerte vom 21.April 2017, Quelle: orf.at, bergfex.at und HD Tirol

*) Rekorde für die zweite Aprilhälfte



Frostschäden befürchtet


Was für den Allgemeinbürger bereits am Vormittag vergessen ist, wird für die meisten Landwirte noch zum Problem. Gerade bei den bereits in Blüte stehenden Obstbäumen sind massive Ernteausfälle zu erwarten. Betroffen sind vor allem Äpfel, Kirschen, Marillen, Birnen, Zwetschken aber auch Wein. Besonders in den größten Obstanbaugebieten Österreichs, in der Steiermark und im Burgenland, wird es aller Bemühungen zum Trotz zu großen Einbußen kommen. Die Tiefstwerte lagen auch dort verbreitet zwischen -6 und -2 Grad. Später im Herbst und auch im Winter wird dann auch der Konsument dieses Ereignis spüren, wenn es voraussichtlich kaum Äpfel aus den heimischen Gärten und eine geringere Auswahl an österreichischem Wein geben wird.




Mit brennenden Strohballen, Paraffinfackeln, Noppenfolien, etc. haben die Obst- und Weinbauern in Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland versucht die Frostschäden so gering wie möglich zu halten (siehe Fotos). Die Nacht auf Freitag war klar, durch die Ausstrahlung in der trockenen Luft rasselten die Temperaturen in den Keller.

Gerade jetzt sind die jungen Triebe und Blüten besonders empfindlich, schon bei Temperaturen von -2 Grad sind diese gefährdet. Nach dem extrem warmen März und der verfrühten Blüte (10 bis 15 Tage früher als im Schnitt) ist das nun ein heftiger Dämpfer für die Landwirtschaft.


Die zusätzliche Wärmequelle soll die Frostdauer so gering wie möglich halten. Im Vorjahr gab es Frostschäden bis zu 215 Mio Euro und teilweise Ernteausfälle bis zu existenzbedrohenden 80 %. (Foto: ORF)

Der Rauch soll einen Schutz für die Weinreben abgeben (Foto: ORF) 

Nachtrag: Am Freitag (21.) bezifferte die Hagelversicherung die Schäden in einer ersten Schätzung mit knapp 50 Mio. EUR. Das schlimmer aber ist: für die nächste Woche (Mi./Do./Fr.) bahnt sich der nächste Kaltlufteinbruch mit Schneefall bis in tiefe Lagen an ...

Aktualisiert am 22.04.2017, 18:03

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