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Der Juli 2017 war ein wechselhafter Geselle


Und schon wieder Quellungen! Kaum ein Tag verging in der Tiroler Landeshauptstadt ohne Regen, sei es in Begleitung einer Front, oder von lokalen Schauern oder von kräftigen Gewittern (Foto: alpen-wetter am 22. Juli)

Kurz und knapp kann man hier über den Juli 2017 berichten. In jedem Fall war er in Innsbruck (in Bezug auf die Uni-Station) recht mittelmäßig, wenngleich ein Parameter heraussticht, der das ganze Dilemma zusammenfasst.

Temperatur

Zunächst zum spürbarsten aller Parameter. Die Mitteltemperatur an der Uni betrug im Juli 2017 19,4 Grad und lag somit nur knapp um +0,2 Grad über dem langjährigen Temperatur-Mittel 1981-2010 (19,2 Grad). Der Juli war damit sogar kühler als der extrem warme Juni (Uni Innsbruck: 20,7 Grad). Es war ein ständiges Auf und Ab mit drei unterschiedlich langen Warmphasen (erste Juli-Woche, Mitte Juli und Ende Juli) sowie zwei markanten Kaltlufteinbrüchen (siehe unten). Zum Vergleich: der ebenfalls eher wechselhafte Juli 2014 ging mit 19,3 Grad Mitteltemperatur in die Bilanz ein, der recht kühle Juli 2011 mit nur 17,7 Grad. Es war also schon kühler im Juli, selbst in der jüngeren Vergangenheit.

Werte für Tirol aus dem Monatsrückblick der ZAMG:

Höchstwert (Tirol): 33.5 °C am 6.7. (Innsbruck Universität)
Niederschlagsabweichung (Tirol): +24%
Temperaturabw. (Tirol): +0,5 °C
Sonnenschein (Tirol): -9%

höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur: Lienz (661 m) 19,6 Grad, Abw. +0.8 Grad


Verlauf von Temperatur und Niederschlag an der Uni-Station (Quelle: orf.at)
Trotz der sehr stark ausgeprägten kalten Tage war der Juli in Gesamtösterreich zu warm im Vergleich zum Mittel 1981-2010. Er gehört hier zu den 20 wärmsten Juli-Monaten seit Aufzeichnungsbeginn. Etwas weniger warm war es von der Arlbergregion bis zum Pinzgau mit recht ausgeglichenen Temperaturverhältnissen (Quelle: ZAMG)

Niederschlag

Während die Regenmenge in Innsbruck etwa dem langjährigen Mittel entsprach (ca. 110 mm), war es die Anzahl der Tage mit Regen (Tagesniederschlag größer 1mm) ganz und gar nicht. Im Mittel gibt es 13,4 solcher Regentage, heuer war es sogar 20. Dazu gab es noch weitere Tage mit weniger als 1 mm Niederschlag.
Von den zahlreichen Gewittern ist jenes zum Monatsende von den Zahlen her sas wahrscheinlich interessanteste. Mit Böen bis zu 165 km/h am Flughafen (144 km/h am Flugfeld) fegte es von Westen her mit extremen Orkanböen über die Stadt. An der Uni wurden noch 88 km/h gemessen, auf der Seegrube 92 km/h.

Nutznießer dieses klassischen Sommerwetters: die Pilzliebhaber (Foto: alpen-wetter)
Analyse des Starkregenereignisses in der letzten Juliwoche. Allein in den Nordsstauregionen (Bregenzerwald bis Berchtesgadener Alpen) sind bis zu 200 mm, im Tannheimertal sogar bis zu 300 mm in 96 Stunden gefallen. Der Niederschlag in dieser Woche (oberhalb von 2.000 m war auch Schnee mit dabei) machte am Ende des Großteil des Monatsniederschlags aus (Quelle: ZAMG)
SPARTACUS-Analyse der ZAMG. Der meiste Regen fiel vom Rheintal bis in die Obersteiermark, punktuell im Karwendel werden 450 mm und mehr dargestellt. Trockener war es abseits der Berge vom Weinviertel bis in die Südsteiermark (Quelle: ZAMG)

Die SPARTACUS-Analyse in Bezug auf das 30-jährige Klimamittel zeigt nahezu ausgeglichene Verhältnisse in weiten Teilen des Landes (90 bis 110 %). Ein teils deutliches Plus gab es in den bereits oben genannten Regionen an der Alpennordseite (+30 bis +85%), demgegenüber steht die Trockenheit im Süden bzw. im Großteil Niederösterreich (Quelle: ZAMG)

Sonnenschein

Ein Bild mit Seltenheitswert: Die Wolken lockern am Abend auf und es folgt ein gering bewölkter Abend, Freitag 28. Juli. In Summe kamen etwa 218 Sonnenstunden in Innsbruck zusammen (Mittelwert 1906-2016: 221 Stunden) und damit in etwa gleich viel wie letztes Jahr (224 Stunden). 2014 gab es gar nur 198 Stunden, 2011 lediglich 171 Stunden Sonnenschein. Auf den Rekord von 2013 (306 Stunden) fehlte somit einiges (Foto: alpen.wetter)


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