Direkt zum Hauptbereich

Alle Jahre wieder ...

So sieht es derzeit über der Alpenmetropole aus (Blick von der Muttereralm über Mutters/Natters nach Innsbruck und die Nordkette) - Fotoquelle: https://www.facebook.com/alpineballooning
Die Frage nach Schnee kommt im Frühwinter/Spätherbst nicht selten. Meteorologisch gesehen befinden wir uns schon seit zwei Wochen im Winter, alleine Frost und Kälte (zumindest am Morgen) lassen das schon erahnen. Astronomisch gesehen fängt der Winter allerdings erst am 22. Dezember 2015 an, dann sind die Tage am kürzesten beim geringsten Sonnenstand.
Und dennoch: so etwas weißer Aufputz für die Landschaft wär doch nett, denn die Kunstschneeartefakte auf den Pisten ersetzen den Naturschnee in keinster Weise.

Trockener + warmer Herbst = kein Schnee
Die letzten - sehr warmen und trockenen - Wochen haben Spuren hinterlassen. Nicht nur die Tallagen präsentieren sich schneefrei, auch auf den Gipfeln muss man den Schnee suchen.

http://www.zamg.ac.at/zamgWeb/pict/klimaspiegel/365d/klispi365-11803-2015.png
Klimaspiegel der ZAMG mit Mittel- und Summenwert. Interessant (für diesen Blogbeitrag) ist die warme und trockene Witterungsphase im November und Dezember. Wirklich zu kalt (oberste Abbildung) war es nur Mitte Oktober und Ende November. Im Prinzip gab es seit Ende September nur zwei, drei größere Niederschlagsereignisse (mittlere Abbildung) - Quelle: ZAMG
Hat das Warten ein Ende?
Letztes Jahr hat das "Beten" anscheinend geholfen, ähnlich aper zeigten sich Berge und Täler zum selben Datum, nach Weihnachten (am 27.12. und dann nochmals am 30.12.) kam dann aber der erhoffte Schnee. Heuer sieht die Wetterlage ähnlich festgefahren aus: Südwestlagen mit (schwachem) Föhn und Hochdruckwetterlagen geben sich die Klinke in die Hand. Kaltluftvorstösse sind kaum der Rede wert und beschränken sich nur auf Nordskandinavien und den Norden Rußlands. Falls von Westen her was "reinkommt" sind es Warmfronten mit wenig Niederschlag oder Sturmtiefs (die noch nie was gebracht haben in Sachen Schnee).

Der Strohhalm, genauer gesagt: ein Vorhersagediagramm des GFS-Modells bis Jahresende. Je enger die Linien zusammenlaufen, desto höher ist die Eintrittswahrscheinlichkeit der Prognose. In dem Fall gibt es heute Mittwoch (16.) noch etwas Niederschlag (wird für den 17. als Summe angezeigt), aber bei Temperaturen von 4 Grad in knapp 1500 m kann man sich ausrechnen wo die Schneefallgrenze liegt ... Auch danach geht es mild und trocken weiter. Die "Norm" wäre der rote Graph, die Realität bzw. die Vorhersage (bunte Graphen und besonders weiß und grün) liegt aber "weit" darüber. Unsicher in puncto Temperaturen wird es zwar um Weihnachten herum, aber bei den geringen Niederschlagsmengen herrscht quasi Einigkeit. Quelle: wetterzentrale.de


Gibts noch so etwas wie Winter?

Aus Satellitenmessungen kann man die Bedeckung durch Schnee und Eis feststellen. Aktuell gibt es im Alpenraum wenig bis gar keinen Schnee (dazu reicht ein Blick aus dem Fenster), winterlich zeigt sich dagegen das skandinavische Gebirge und die Region um Murmansk bzw Island und Grönland. Im Osten Rußlands bis in den Norden der Ukraine liegen dagegen auch nur wenige Zentimeter Schnee (Moskau mit 4 cm lt. Synop-Meldung).


Murmansk auf der Halbinsel Kola am 12.Dezember 2015. Foto: vk.com via severeweather.eu
Weihnachten und der Schnee
Einen Winter wie in den 1960er müsste man noch einmal erleben. Damals, 1961, lagen in Innsbruck am Heiligen Abend sage und schreibe 96 cm (!) Schnee. So eine große Menge hat seit damals an einem 24. nicht mehr gegeben, erinnern werden sich viele vielleicht noch an Weihnachten 2005 mit immerhin 28 cm in Innsbruck. Alles in allem sind "weiße Weihnachten" immer seltener geworden. Wie die ZAMG veröffentlicht hat, gab es zwischen 1951 und 1982 in 24 Fällen (77%) Schnee am 24., in den letzten drei Jahrzehnten 1983 bis 2014 dagegen nur noch 15 mal (48%). Ein schwacher Trost: Innsbruck ist immerhin noch die Landeshauptstadt mit den größten Chancen auf weiße Weihnachten.
Zusatz: trotz der fast 50%-Wahrscheinlichkeit, liegen weiße Weihnachten in Innsbruck nun doch schon 4 Jahre zurück (2011 wars).

Erklärung: Die Winter sind seit Mitte des vorigen Jahrhunderts deutlich wärmer geworden. Betrachtet man sich die Mitteltemperaturen sieht man den steten Anstieg. So kalt wie ein durchschnittlicher 1960er Winter war z.B. der Winter 2011/12 (Quelle: ZAMG Histalp). Im Mittel sind die Winter um etwa 1 Grad wärmer als vor 50 Jahren ...
Anders gestaltet sich die Entwicklung des Niederschlags (hier als Summen über den ganzen Winter dargestellt). Es gibt schlichtweg keine Trends, also wirkt sich der Klimawandel wohl kaum auf die Niederschlagsbilanzen des Winters aus. Kombiniert mit der Temperatur gilt aber: es fällt mehr Regen als Schnee und wenn Schnee fällt, dann hält sich dieser auch nicht so lange.


Tipp: Mein Kollege Manuel Kelemen hat in seinem Blog ausführlich erklärt wie es zu dem Hype um weiße Weihnachten gekommen ist.



Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?